Der Prophet Obadja
Aus „Bode des Heils“

Bode des Heils

online: 10.06.2024, updated: 11.06.2024

Person und Ort

Vom Propheten Obadja besitzen wir keine Personendaten. Wir kennen lediglich seinen Namen, der „Knecht des HERRN“ bedeutet. Es werden mehrere Obadjas in der Schrift erwähnt, und man hat auch versucht, unseren Propheten mit einer dieser Personen gleichzusetzen. Alle diese Versuche sind aber nicht mehr als Spekulationen. Darüber hinaus kennen wir von diesen Obadjas auch kaum mehr als ihren Namen.

Nur von einer Person mit diesem Namen wissen wir etwas mehr, nämlich von Obadja, der am Hof von Ahab arbeitete. Er war ein gottesfürchtiger Mann, der hundert Propheten verborgen hielt und sie auch versorgte. Allerdings kann dieser Mann nicht mit unserem Propheten gleichgesetzt werden. Er wohnte nämlich im Zehnstämmereich, während alles darauf hinweist, dass der Prophet Obadja in Judäa lebte. Außerdem werden wir – das versuche ich zu zeigen – Obadja in einer späteren Zeit einordnen müssen. Der Prophet Obadja kann höchstens mit einem der Leviten mit diesem Namen aus der Zeit von Esra oder Nehemia gleichgesetzt werden (Esra 8,9 „von den Söhnen Joabs: Obadja, der Sohn Jechiels, und mit ihm 218 Männliche;“; Neh 19,5; 12,25 (19:5) von den Söhnen Schekanjas: der Sohn Jachasiels, und mit ihm 300 Männliche;“ „(12:25) Mattanja und Bakbukja, Obadja, Meschullam, Talmon, Akkub hielten als Torhüter Wache bei den Vorratskammern der Tore.“).

Zeit

Es wird nicht berichtet, in welcher Zeit Obadja auftrat. Wir haben nur einen Hinweis, der etwas Halt gibt. In Obadja 11 „An dem Tag, als du gegenüberstandest, an dem Tag, als Fremde sein Vermögen wegführten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen.“ wird nämlich die Einnahme von Jerusalem erwähnt. Nun wurde Jerusalem mehr als einmal eingenommen, weshalb dies auch nicht alles sagt. So wurde die Stadt einmal durch König Sisak von Ägypten eingenommen. Das geschah während der Zeit des Königs Rehabeam (1Kön 14,25.26 (25) Und es geschah im fünften Jahr des Königs Rehabeam, da zog Sisak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem herauf. (26) Und er nahm die Schätze des Hauses des HERRN weg und die Schätze des Hauses des Königs, ja, alles nahm er weg; und er nahm alle goldenen Schilde weg, die Salomo gemacht hatte.“). Ein anderer Überfall fand in der Zeit von Joram statt, dem Sohn von Josaphat. Damals beraubten die Philister mit ihren Bundesgenossen den königlichen Palast (2Chr 21,16.17 (16) Und der HERR erweckte gegen Joram den Geist der Philister und der Araber, die zur Seite der Kuschiter wohnen. (17) Und sie zogen gegen Juda herauf und brachen ein und führten alle Habe weg, die sich im Haus des Königs vorfand, und auch seine Söhne und seine Frauen; und es blieb ihm kein Sohn übrig als nur Joahas, der jüngste seiner Söhne.“). Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass sich die Prophezeiung von Obadja darauf bezieht. In diesen Fällen geht es um eine kurzfristige Besetzung und Beraubung.

Dasselbe gilt für die Eroberung Judas unter König Amazja durch Joas, den König des Zehnstämmereiches, worüber uns 2. Könige 14,13.14 (13) Und Joas, der König von Israel, nahm Amazja, den König von Juda, den Sohn des Joas, des Sohnes Ahasjas, bei Beth-Semes gefangen. Und er kam nach Jerusalem und machte einen Bruch in der Mauer Jerusalems, vom Tor Ephraim bis an das Ecktor, 400 Ellen. (14) Und er nahm alles Gold und Silber und alle Geräte, die sich im Haus des HERRN und in den Schätzen des Hauses des Königs vorfanden, und Geiseln und kehrte nach Samaria zurück.“ aufklärt. Obadja redet nämlich von einem Untergang, der viel katastrophaler gewesen sein muss. Seine Prophezeiung richtet sich gegen die Edomiter, die sich über den Untergang Jerusalems gefreut und an der Beraubung der Judäer teilgenommen haben. Das Realistischste ist daher, diese Prophezeiung in die Zeit nach dem Fall Jerusalems im Jahr 586 v.Chr. zu platzieren.

Es muss allerdings erwähnt werden, dass die Einordnung in der Reihe der kleinen Propheten eher mit einer früheren Entstehung in Übereinstimmung zu bringen ist. Obadja hat seinen Platz nämlich nicht bei den Schriften erhalten, die mit Sicherheit nach der Verbannung geschrieben wurden. Ob dieser Reihenfolge wirklich ein Wert beigemessen werden muss, ist jedoch fraglich. Ein anderes Argument für eine frühere Entstehung wird der Übereinstimmung dieser Prophezeiung mit der von Jeremia 49,8-10 (8) Flieht, kehrt um, verkriecht euch, Bewohner von Dedan! Denn Esaus Verderben habe ich über ihn gebracht, die Zeit, da ich ihn heimsuche. (9) Wenn Winzer über dich kommen, so werden sie keine Nachlese übrig lassen – wenn Diebe in der Nacht, so verderben sie, bis sie genug haben. (10) Denn ich habe Esau entblößt, ich habe seine Verstecke aufgedeckt; und will er sich verbergen, so kann er es nicht. Zerstört sind seine Nachkommen und seine Brüder und seine Nachbarn, und sie sind nicht mehr.“ entlehnt. Diese Übereinstimmung sagt allerdings gar nichts über eine zeitgleiche Entstehung aus. Wir wissen, dass Jeremia vor dem Exil prophezeit hat, und das, was er über Edom sagt, muss sich nicht in seiner Zeit vollzogen haben. Dieser Prophet redet nämlich auch von dem Fall Babels (Jer 50; 51) in der Gegenwartsform, obwohl dieser Fall erst viel später stattfand. Obadja könnte also nach dem Fall Jerusalems aus der Prophezeiung Jeremias Elemente übernommen haben, die dieser Prophet vor dem Fall Jerusalems ausgesprochen hat.

Der Kern der Botschaft

Zum Glück ist es für das Verständnis der Botschaft Obadjas nicht erforderlich, dass wir die Besonderheiten hinsichtlich seiner Person und der Zeit seines Auftretens kennen. Mit dieser Botschaft wollen wir uns nun beschäftigen. Ihr Kern ist zwiefältig: Einerseits geht es um eine Gerichtsankündigung über Edom, andererseits handelt es sich um eine Heilsbotschaft für Israel.

Edom befand sich südlich von Israel und wurde von den Edomitern bewohnt, die Nachkommen Esaus, des Bruders Jakobs, waren. Es ging also um ein Brudervolk. Das Volk hatte sich an dem Fall Jerusalems erfreut. Sie machten sogar mit den Feinden des Volkes Gottes gemeinsame Sache und weckten so den Zorn des HERRN auf. Trotz seiner Sünden blieb Israel ja das auserwählte Volk – für dieses Volk kündigt Gott daher auch eine heilvolle Zukunft an.

Gesicht Obadjas

Vers 1

Obad 1: Gesicht Obadjas. So spricht der Herr, HERR, über Edom: Eine Kunde haben wir von dem HERRN gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden: „Macht euch auf und lasst uns gegen es aufstehen zum Kampf!“

In der Prophezeiung Obadjas wird zwar gesagt, dass das Wort des HERRN zu ihm kam (Obad 4.8 „Wenn du dein Nest auch hoch bautest wie der Adler und wenn es zwischen die Sterne gesetzt wäre: Ich würde dich von dort hinabstürzen, spricht der HERR.“ „Werde ich nicht an jenem Tag, spricht der HERR, die Weisen aus Edom vertilgen und den Verstand vom Gebirge Esaus?“), dennoch lauten die Anfangsworte: „Gesicht Obadjas“. Das ist merkwürdig. Wir hätten erwartet, dass der Eröffnungsvers lauten würde: „Das Wort des HERRN kam zu Obadja …“, weil der Prophet uns keine Beschreibung bestimmter Visionen liefert. So einen Ausdruck finden wir nämlich bei Hosea, Joel und anderen Propheten, die auch keine Visionen beschreiben. Stärker noch: Sacharja, der eine ganze Reihe von Visionen beschreibt, beginnt seine Prophezeiung auch mit der Mitteilung, dass das Wort des HERRN zu ihm kam.

Dieser Ausdruck „Gesicht“, den wir auch bei Jesaja wiederfinden, kann auf eine allgemeine Offenbarung hinweisen, hat aber doch etwas Besonderes zu sagen. Durch diesen Eröffnungssatz wird die Wichtigkeit der Botschaft Obadjas sehr stark betont. Er hat nicht nur eine Botschaft von Gott bekommen, sondern der Inhalt dieser Botschaft wurde ihm als eine Vision vorgestellt. Er sieht das geschehen, was Gott vorhergesagt hat.

So spricht der Herr, HERR

Die Botschaft selbst erhält übrigens auch eine starke Betonung. Das klingt feierlich: „So spricht der Herr, HERR.“ Viele Propheten haben sich in ähnlicher Weise mit einem „So spricht der Herr“ an das Volk gewandt. Sie sagten damit aus, dass sie nicht selbst ersonnene Worte redeten, sondern in Gänze das Sprachrohr Gottes waren. Obadja betont seine Botschaft zusätzlich, indem er das „Herr, HERR“ doppelt gebraucht.

Ein Bote unter den Nationen

Die Botschaft selbst beginnt mit diesen Worten: „Eine Kunde haben wir von dem HERRN gehört.“ Die Frage ist nun, wer mit „wir“ gemeint ist. Es könnte sein, dass der Prophet sich damit selber meint, eventuell gemeinsam mit anderen gläubigen Israeliten oder mit anderen Propheten (vgl. Jes 53,1 „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des HERRN offenbar geworden? –“). Es kann auch sein, dass Menschen gemeint sind, die unter den Nationen die Botschaft Gottes vernommen haben.

Folglich wird dann vorgestellt, dass ein Bote unter den Nationen mit dieser Botschaft ausgesandt wurde (vgl. Jer 49,14 „Eine Kunde habe ich vernommen von dem HERRN, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt: Versammelt euch und kommt über es, und macht euch auf zum Kampf!“): „Macht euch auf und lasst uns gegen es aufstehen zum Kampf!“ Das stellt uns erneut vor die Frage: Wer ist dieser Bote? Geht es um einen Boten des Herrn, den Er zu den Nationen gesandt hat? Doch worauf bezieht sich dann das „uns“ von „lasst uns gegen es aufstehen“? Der Herr zieht doch nicht gemeinsam mit den Nationen los? Ich denke, dass wir diesen Vers so auffassen müssen: Unter den Nationen hat die Überlegung stattgefunden, (gegen Edom) aufzustehen. Diese Botschaft wurde durch einen Boten oder durch eine Gesandtschaft unter den Völkern verbreitet. Gott lässt nun durch den Propheten ausrichten, dass Er von alledem in Kenntnis ist, mehr noch: dass Er das in der Hand hat (vgl. Joel 4,9 „Ruft dies aus unter den Nationen, heiligt einen Krieg, erweckt die Helden; alle Kriegsmänner sollen herankommen und heraufziehen!“).

Es ist wie mit Assur, das gegen Juda aufzieht, um Beute zu machen. Gott nennt das Volk „die Rute seines Zorn“. Der HERR lässt Assur gegen Juda aufziehen. Die Assyrer sind sich dessen nicht bewusst. Sie meinen, ihren eigenen Weg zu gehen, tun damit aber genau das, was Gott will (vgl. Jes 10,5-11).

Wir finden das auch ganz stark in dem Gleichnis wieder, in dem der König eine Hochzeit für seinen Sohn ausrichtet. Der König ist ein Bild von Gott, der Sohn ein Bild von Jesus Christus und die Eingeladenen sind die Israeliten. Die Eingeladenen wollen nicht kommen und ermorden die Gesandten des Fürsten. Dieser wird zornig, und wir lesen dann: „Er sandte seine Heere aus, brachte jene Mörder um und setzte ihre Stadt in Brand.“ Das deutet unverkennbar auf die Verwüstung Jerusalems durch die Römer hin. Beachte nun, dass die römischen Heere in dem Gleichnis seine Heere genannt werden (Mt 22,1-14). Die Römer übten, ohne dass sie sich dessen bewusst waren, einen Dienst als Heer Gottes aus.

Dieser Grundsatz ist auch heute noch in Kraft. Gott regiert und hält alles in seiner Hand. Wenn die Völker Europas nach Einheit streben, erfüllen sie Gottes Plan in Bezug auf den Traum über das Standbild, den Nebukadnezar sah (Dan 2) und der Vision von dem vierten Tier, die Daniel schaute (Dan 7). Genauso vollzieht sich im Mittleren Osten alles gemäß Gottes Willen, und die „Bühne“ wird dekoriert, um die Prophezeiungen über die umliegenden Völker Israels in Erfüllung gehen zu lassen.

Für genau diesen Gott, der das ganze Weltgeschehen in Händen hat, ist unser Leben nicht zu gering. Wir dürfen wissen, dass Er alles, was uns geschieht, zum Guten führt (Röm 8,28 „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“).

Der Übermut deines Herzens

Vers 2

Obad 2: Siehe, ich habe dich klein gemacht unter den Nationen, du bist sehr verachtet.

Gott kündigt Edom an, dass es unter den Nationen klein gemacht werden wird und Verachtung ihr Teil sein wird. Die Zeitform in „Ich habe dich klein gemacht unter den Nationen“ muss in einer prophetischen Botschaft nicht heißen, dass die Ankündigung schon in Erfüllung gegangen ist. Aus Vers 8 wird klar, dass das in diesem Fall so ist, doch wir finden diese Redensart, als wenn etwas schon geschehen sei, auch an anderen Stellen wieder (siehe Judas 14 „Es hat aber auch Henoch, der Siebte von Adam, von diesen geweissagt und gesagt: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende,“). Der große Fehler der Edomiter ist ihr Übermut. Sie wohnen in einem gebirgigen, schwer zugänglichen Gebiet und meinen, dort vor Feinden sicher zu sein. Das können sie jedoch getrost vergessen. Selbst wenn sie ihre Burgen sozusagen an die Felswände kleben würden, weiß Gott sie dort wegzureißen. Selbst wenn sie sich zwischen die Sterne setzten, würden sie dort weggeholt werden.

Verse 3.4

Obad 3.4: 3 Der Übermut deines Herzens hat dich verführt, der du in Felsenklüften, auf hohem Sitz wohnst und in deinem Herzen sprichst: Wer wird mich zur Erde hinabstürzen? 4 Wenn du dein Nest auch hoch bautest wie der Adler und wenn es zwischen die Sterne gesetzt wäre: Ich würde dich von dort hinabstürzen, spricht der HERR.

In Vers 3 und 4 wird hervorgehoben, wie sich Gott insbesondere gegen Hochmütige richtet. Hochmut war die Sünde Satans und Hochmut war die Sünde Evas. Gegen Hochmut und Stolz richtet sich Gottes heiliger Zorn (Ps 31,24 „Liebt den HERRN, ihr seine Frommen alle! Die Treuen behütet der HERR und vergilt reichlich dem, der Hochmut übt.“; Jes 13,11 „Und ich werde an dem Erdkreis heimsuchen die Bosheit und an den Gottlosen ihre Ungerechtigkeit, und ich werde dem Hochmut der Übermütigen ein Ende machen und den Stolz der Gewalttätigen erniedrigen.“; Hes 7,24 „Und ich werde die bösesten der Nationen kommen lassen, dass sie ihre Häuser in Besitz nehmen; und ich werde dem Stolz der Starken ein Ende machen, dass ihre Heiligtümer entweiht werden.“; Dan 4,34 „Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind, und der die zu erniedrigen vermag, die in Stolz einhergehen.“; Sach 9,6; 10,11 (9:6) Und ein Bastard wird in Asdod wohnen, und ich werde den Hochmut der Philister ausrotten.“ „(10:11) Und er wird durchs Meer der Angst ziehen und die Wellen im Meer schlagen, und alle Tiefen des Stromes werden versiegen; und der Stolz Assyriens wird niedergeworfen werden, und weichen wird das Zepter Ägyptens.“; Jak 4,6 „Er gibt aber größere Gnade; deshalb spricht er: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.““; 1Pet 5,5 „Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter. Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt; denn „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.““). Hochmut verbirgt sich auch in unseren Herzen. Wir müssen permanent das eigene „Ich“ unten halten.

Vernichtendes Urteil

Verse 5.6

Obad 5.6: 5 Wenn Diebe über dich gekommen wären, wenn nächtliche Räuber – wie bist du vernichtet! –, würden sie nicht gestohlen haben, bis sie genug hätten? Wenn Winzer über dich gekommen wären, würden sie nicht eine Nachlese übrig gelassen haben? 6 Wie sind die von Esau durchsucht, ausgeforscht ihre verborgenen Schätze!

Ein vernichtendes Gericht wird die Edomiter treffen. Sie werden schlimmer dran sein als jemand, dessen Haus durch Diebe und Räuber durchsucht wird, die so lange stehlen, bis sie genug haben und noch etwas übriglassen. So würde es nicht mit Edom sein. Menschen, die in einem Weinberg Trauben ernten, lassen noch etwas hängen für die Nachlese. In Israel war das sogar eine Pflicht zugunsten der Armen (5Mo 24,21 „Wenn du deinen Weinberg liest, so sollst du nicht hinterher Nachlese halten: Für den Fremden, für die Waise und für die Witwe soll es sein.“), doch die Edomiter werden vollständig geplündert. Kein Bergort wird davonkommen, ohne durchsucht zu werden.

Vers 7

Obad 7: Bis zur Grenze haben dich alle deine Bundesgenossen geschickt; betrogen, überwältigt haben dich deine Freunde, die dein Brot aßen; sie legten eine Schlinge unter dich. Es ist kein Verstand in ihm.

Das Traurige für sie ist, dass frühere Bundesgenossen sich gegen sie kehren werden. Frühere Freunde verführen sie und locken sie in die Falle, ohne dass sie das merken oder dem entkommen könnten.

So wie Israel sich im Stich gelassen fühlen konnte durch ihr Brudervolk Esau, so wird Edom jetzt spüren, was es bedeutet, wenn man durch seine Freunde betrogen wird.

Wo bleibt die Weisheit, wo bleiben die Helden

Verse 8.9

Obad 8.9: 8 Werde ich nicht an jenem Tag, spricht der HERR, die Weisen aus Edom vertilgen und den Verstand vom Gebirge Esaus? 9 Und deine Helden, Teman, werden verzagen, damit jedermann vom Gebirge Esaus ausgerottet werde durch Ermordung.

Mit einem Wort des HERRN kündigt Obadja an, dass Gott die Weisen aus Edom untergehen lassen wird. Vor allem Teman, einer der wichtigsten Städte Edoms, war für die Weisheit seiner Bewohner bekannt. In der Geschichte Hiobs hören wir von Eliphas, dem Temaniter (Hiob 2,11 „Und die drei Freunde Hiobs hörten all dieses Unglück, das über ihn gekommen war; und sie kamen, jeder aus seinem Ort: Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter; und sie verabredeten sich miteinander, zu kommen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten.“). Er redet zwar Falsches über Hiob, doch an sich hat er viele wahre Dinge gesagt. Diese Weisheit wird aber dann nicht mehr in Edom gefunden werden (Jer 49,7 „Über Edom.So spricht der HERR der Heerscharen: Ist keine Weisheit mehr in Teman? Ist den Verständigen der Rat entschwunden, ist ihre Weisheit ausgeschüttet?“).

Hier, in Obadja, wird Teman – diese Stadt wird auch in Amos 1,12 „so werde ich ein Feuer senden nach Teman, und es wird die Paläste von Bozra verzehren.“ und Habakuk 3,3 „Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran. – Sela. Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes.“ erwähnt – in Verbindung mit der Tatsache genannt, dass die Tapferkeit der Bewohner dieser Stadt untergehen wird. Der Mut wird ihnen verlorengehen mit der Folge, dass der Feind die Bewohner von Esaus Gebirge vollständig ausrotten wird.

In Vers 8 und 9 wird in der Zukunftsform gesprochen; das weist auf ein zukünftiges Gericht hin. Der Ausdruck „an dem Tag“ verweist auch darauf. Der Prophet greift damit auf den Tag des HERRN vor, von dem in Obadja 15 „Denn der Tag des HERRN ist nahe über alle Nationen: Wie du getan hast, wird dir getan werden; dein Tun wird auf dein Haupt zurückkehren.“ die Rede ist.

Verse 10.11

Obad 10.11: 10 Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat wird Schande dich bedecken, und du wirst ausgerottet werden auf ewig. 11 An dem Tag, als du gegenüberstandest, an dem Tag, als Fremde sein Vermögen wegführten und Ausländer zu seinen Toren einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen.

Anschließend wird erklärt, warum Esau dieses schreckliche Gericht treffen wird. Es ist wegen der Gewalttat gegen das Brudervolk Jakob. Die Edomiter werden speziell wegen ihres Auftretens gegen die Einwohner Jerusalems (V. 11) mit Schande bedeckt zugrunde gehen.

Abseits stehenbleiben

Es bleibt nicht bei einer allgemeinen Feststellung. Obadja zählt bis ins Detail auf, was bei Esau verkehrt ist. Zunächst standen sie von weitem, als das Heer der Judäer belagert wurde und der Feind in Jerusalem einzog. Sie machten dadurch im Prinzip gemeinsame Sache mit Israels Feinden. Gott sagt es so: „Da warst auch du wie einer von ihnen.“ Es ist nicht von ungefähr, dass über „Fremde“ und „Ausländer“ gesprochen wird, die über Jerusalem das Los warfen. Mit diesen Fremden hätte Esau sich als Brudervolk niemals einsmachen dürfen.

„Das Los werfen“ beinhaltet, dass Menschen und Güter dadurch den verschiedenen Eroberern zugeschlagen werden (s. Joel 4,3 „und über mein Volk das Los geworfen; und den Knaben haben sie für eine Hure gegeben und das Mädchen für Wein verkauft, den sie getrunken haben.“; Nah 3,10 „Auch sie ist in die Verbannung, in die Gefangenschaft gezogen; auch ihre Kinder wurden zerschmettert an allen Straßenecken; und über ihre Vornehmen warf man das Los, und alle ihre Großen wurden mit Ketten gefesselt.“). Denke auch an die erniedrigende Behandlung des Herrn Jesus durch die römischen Soldaten, die über das wertvolle Unterkleid das Los warfen (Ps 22,19 „sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los.“; Mt 27,35 „Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los warfen.“; Mk 15,24 „Und als sie ihn gekreuzigt hatten, verteilen sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber werfen, was jeder bekommen sollte.“; Lk 23,24 „Und Pilatus urteilte, dass ihre Forderung geschehe.“; Joh 19,34 „sondern einer der Soldaten durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.“).

Die Sünde der Gleichgültigkeit und des Heraushaltens ist auch uns nicht fremd. Wir werden als Christen nicht aufgefordert, alles Böse der Welt aufzugreifen, doch wenn Gottes Volk belagert und verfolgt wird, dürfen wir nicht von weitem zusehen. Das Mindeste ist, dass wir für die Verfolgten beten und mitleiden, so als wenn wir selbst im Leib zu leiden hätten (Heb 13,3 „Gedenkt der Gefangenen, als Mitgefangene; derer, die Ungemach leiden, als solche, die auch selbst im Leib sind.“). Wenn sich Gelegenheiten auftun, werden wir auch tatsächlich helfen, sei es mit Geld und Gütern, sei es, indem wir den Verfolgten einen Schutzraum anbieten, wie es der andere Obadja mit den Propheten des Herrn tat.

David kritisiert in Psalm 38,12 „Meine Lieben und meine Genossen stehen fernab von meiner Plage, und meine Verwandten stehen von fern.“ das Fernabstehen seiner Freunde und Bekannten angesichts seines Loses scharf. Wahrscheinlich hat dieser Psalm einen messianischen Zug, so dass wir hier einen Hinweis darauf sehen, dass Jesus Christus von seinen Jüngern verlassen wurde und sie fernab vom Kreuz standen. Wie betrübte das das Herz des Heilands. Wenn wir nun abseits derer stehen, die um Christi willen Leid trifft, tun wir Ihm damit Leid an (vgl. Mt 25,40.45 „Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“ „Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es auch mir nicht getan.“).

Schadenfreude

Vers 12

Obad 12: Und du solltest nicht auf den Tag deines Bruders sehen am Tag seines Missgeschicks und dich nicht freuen über die Kinder Juda am Tag ihres Untergangs, noch dein Maul aufsperren am Tag der Bedrängnis; …

Es blieb nicht beim Fernabstehen. Die Edomiter hatten auch Schadenfreude über das schreckliche Los, das Juda traf. Sie ließen sie das auch gründlich spüren. Mit „einem großen Mund“ sprachen sie darüber und spotteten (vgl. Klgl 4,21 „Sei fröhlich und freue dich, Tochter Edom, Bewohnerin des Landes Uz! auch an dich wird der Becher kommen; du wirst betrunken werden und dich entblößen.“; Ps 137,7 „Gedenke, HERR, den Kindern Edom den Tag Jerusalems, die da sprachen: Entblößt, entblößt sie bis auf ihre Grundfeste!“). „Die reinste Freude ist die Schadenfreude“, sagt man. Doch das kann einem bitter aufstoßen. Es ist eine nichtige Freude. Auch dieses Böse ist uns nicht fremd. Es steckt schon im Kinderherzen. Wenn Kinder einander nicht richtig mögen und einer von ihnen bestraft wird, dann liegt den anderen das „Geschieht dir recht!“ auf der Zunge. Als Ältere wissen wir uns bei Schadenfreude zu beherrschen, dennoch haben wir manchmal innerliche Genugtuung, wenn es anderen, mit denen wir unterschiedlicher Meinung sind, schlecht geht.

Rechtgläubige Kirchen fallen aufgrund von Irrlehre und weltlicher Gesinnung in sich zusammen. Berührt uns das noch? Macht uns das etwas aus um Christi willen, weil Er nicht mehr die Ehre bekommt, die Ihm zusteht? Macht es uns angesichts der bestürzten Gläubigen, die sich dort befinden, etwas aus, wenn sie nicht wissen, wohin sie gehen sollen? Oder sagen wir: „So ist’s gut, sie können ja zu uns kommen“?

Die Hand ausstrecken nach ihrem Vermögen

Verse 13.14

Obad 13.14: … 13 du solltest nicht in das Tor meines Volkes einziehen am Tag seiner Not; und du, auch du solltest nicht auf sein Unglück sehen am Tag seiner Not, noch deine Hand ausstrecken nach seinem Vermögen am Tag seiner Not; 14 und du solltest nicht am Kreuzweg stehen, um seine Flüchtlinge zu vertilgen, und solltest seine Entronnenen nicht ausliefern am Tag der Bedrängnis.

Die Aufzählung des Bösen geht weiter. Gott ruft Edom auf, nicht in die Tore Jerusalems zu kommen und die Hand nicht nach dem Besitz Israels auszustrecken. Hinter diesem Aufruf steckt, dass die Edomiter dies doch taten. Andere Stellen, die offensichtlich über dieselbe Periode berichten, reden sehr klar über diese Art des Auftretens von Edom und über Gottes Gericht, das Edom treffen wird (Hes 35; Jer 49,7-22; wahrscheinlich auch: Hes 25,12-14 (12) So spricht der Herr, HERR: Weil Edom mit Rachsucht gegen das Haus Juda gehandelt hat und sie sich sehr schuldig gemacht haben, indem sie sich an ihnen rächten, (13) darum, so spricht der Herr, HERR, werde ich meine Hand gegen Edom ausstrecken und Menschen und Vieh aus ihm ausrotten; und ich werde es von Teman an zur Einöde machen, und bis nach Dedan hin werden sie durchs Schwert fallen. (14) Und ich werde meine Rache über Edom bringen durch die Hand meines Volkes Israel, und sie werden an Edom handeln nach meinem Zorn und nach meinem Grimm. Und sie werden meine Rache kennen lernen, spricht der Herr, HERR.“).

Die Edomiter beraubten sogar die Flüchtlinge, die aus Jerusalem flüchteten, und überlieferten sie an den Feind. Um so viele wie möglich zu fangen, nahmen sie die strategisch besten Plätze ein, nämlich die Kreuzungen der Wege. Trauriges Verhalten! Doch auch dieses Böse ist uns nicht fremd. Haben „Christen“ nicht auch oft gemeinsame Sache mit der Regierung gemacht, um Gläubige zu verfolgen? Wir sahen und sehen, dass Kirchen unter kommunistischen Regimen die Regierungen dort bei der Verfolgung der Christen, die Gottes Wort treu bleiben wollen, unterstützen. Wir erinnern uns an ein gleichartiges Auftreten zur Zeit der spanischen Herrschaft in unserem eigenen Land [den Niederlanden]. Übrigens brauchen wir gar nicht so weit in die Geschichte zurückzugehen. In der Zeit der Trennung [tijd van de afscheiding: gemeint ist  die Zeit um 1834 in den Niederlanden] hat auch etwas Ähnliches in unserer „christlichen Nation“ stattgefunden.

Der Tag des HERRN

Verse 15.16

Obad 15.16: 15 Denn der Tag des HERRN ist nahe über alle Nationen: Wie du getan hast, wird dir getan werden; dein Tun wird auf dein Haupt zurückkehren. 16 Denn wie ihr getrunken habt auf meinem heiligen Berg, so werden beständig trinken alle Nationen; ja, sie werden trinken und schlürfen und werden sein wie solche, die nie gewesen sind.

Über dieses Böse von Edom wird das Gericht Gottes ohne Erbarmen herabkommen. Jakobus schreibt, dass das Gericht Gottes ohne Barmherzigkeit gegen den sein wird, der keine Barmherzigkeit geübt hat (Jak 2,13 „Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der keine Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit rühmt sich gegen das Gericht.“). So wie die Edomiter die Judäer behandelt haben, so werden sie selbst behandelt werden. Ihre Boshaftigkeit wird auf ihren eigenen Kopf herabkommen (Joel 4,4 „Und auch ihr, was wollt ihr mir, Tyrus und Sidon und alle ihr Bezirke Philistäas? Wollt ihr mir eine Tat vergelten, oder wollt ihr mir etwas antun? Schnell, unverzüglich werde ich euer Tun auf euren Kopf zurückbringen,“). Auch andere Stellen als die bereits genannten reden über ein Gericht, das Edom treffen wird (Amos 1,12 „so werde ich ein Feuer senden nach Teman, und es wird die Paläste von Bozra verzehren.“; Jes 63,1-6).

Das Gericht über Edom wird in Vers 15 als ein Tag des Gerichts skizziert, das über alle Nationen kommen wird und das sich am Tag des HERRN vollzieht. Im Alten Testament wird dieser Tag als ein Tag der Finsternis und Bedrängnis angekündigt (Jes 13,6 „Heult, denn nahe ist der Tag des HERRN! Er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.“; Jer 46,10 „Aber dieser Tag ist für den Herrn, den HERRN der Heerscharen, ein Tag der Rache, um sich zu rächen an seinen Widersachern; und fressen wird das Schwert und sich sättigen und sich laben an ihrem Blut. Denn der Herr, der HERR der Heerscharen, hat ein Schlachtopfer im Land des Nordens, am Strom Euphrat.“; Hes 30,3.4 (3) Denn nahe ist der Tag; ja, der Tag des HERRN ist nahe, ein Tag des Gewölks: Die Zeit der Nationen wird er sein. (4) Und das Schwert wird über Ägypten kommen; und im Land Äthiopien wird große Angst sein, wenn Erschlagene in Ägypten fallen und man seinen Reichtum wegnimmt und seine Grundfesten niedergerissen werden.“; Joel 1,15; 2,1.11; 3,4; 4,14 (1:15) Ach, welch ein Tag! Denn nahe ist der Tag des HERRN, und er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen.“ „(2:1) Stoßt in die Posaune auf Zion, und blast Lärm auf meinem heiligen Berg! Beben sollen alle Bewohner des Landes; denn es kommt der Tag des HERRN, denn er ist nahe:“ „(2:11) Und der HERR lässt vor seiner Heeresmacht her seine Stimme erschallen, denn sein Heerlager ist sehr groß, denn der Vollstrecker seines Wortes ist mächtig; denn groß ist der Tag des HERRN und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“ „(3:4) die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare. –“ „(4:14) Getümmel, Getümmel im Tal der Entscheidung; denn nahe ist der Tag des HERRN im Tal der Entscheidung.“; Amos 5,18 „Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Wozu soll euch der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht:“; Zeph 1,14.15 (14) Nahe ist der große Tag des HERRN; er ist nahe und eilt sehr. Horch, der Tag des HERRN! Bitterlich schreit dort der Held. (15) Ein Tag des Grimmes ist dieser Tag, ein Tag der Drangsal und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels,“; Mal 3,2; 4,1.5 (3:2) Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher.“ „(4:1) Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt: Siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen.“ „(4:5) Und ich werde euch nahen zum Gericht und werde ein schneller Zeuge sein gegen die Magier und gegen die Ehebrecher und gegen die falsch Schwörenden und gegen die, die den Tagelöhner im Lohn, die Witwe und die Waise bedrücken und das Recht des Fremden beugen und mich nicht fürchten, spricht der HERR der Heerscharen.“).

Auch das Neue Testament redet darüber als ein Tag des Gerichts (1Thes 5,2.3 (2) Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. (3) Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.“; 2Pet 3,10 „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden.“), der wie ein Dieb in der Nacht kommt.

Wie ganz anders wird das Kommen des Herrn für die Seinen erwähnt. Gemeinsam mit den auferweckten Entschlafenen werden die Gläubigen, die bei dem Kommen des Herrn leben, Ihm in der Luft entgegengehen (1Thes 4,15-18 (15) (Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. (16) Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; (17) danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein. (18) So ermuntert nun einander mit diesen Worten.)“). Für uns kommt Er als Heiland, und bei seinem Kommen wird unser Leib verändert werden zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,20.21 (20) Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, (21) der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“). Dann wird Er die Seinen in das Vaterhaus bringen (Joh 14,1-3 (1) Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! (2) In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. (3) Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.“).

Über Edom (Mal 1,3.4 (3) Esau aber habe ich gehasst, und ich habe seine Berge zur Wüste gemacht und sein Erbteil für die Schakale der Steppe. (4) Wenn Edom spricht: Wir sind zerschmettert, werden aber die Trümmer wieder aufbauen, so spricht der HERR der Heerscharen: Sie werden bauen, ich aber werde niederreißen; und man wird sie nennen „Gebiet der Gottlosigkeit“ und „das Volk, dem der HERR in Ewigkeit zürnt“.“) und die umliegenden Völker ist in der Vergangenheit schon ein Gericht gekommen. Wir sehen darin eine Vorerfüllung des Gerichts, das Gott durch Obadja über das Volk ausgesprochen hat. Das Gericht ist sozusagen ein Tag des HERRN in Miniatur. Es ist eine Vorschattung des Gerichts, das in Zukunft Edom und alle Völker treffen wird.

Rettung auf dem Berg Zion

Verse 17-20

Obad 17-20: 17 Aber auf dem Berg Zion wird Errettung sein, und er wird heilig sein; und die vom Haus Jakob werden ihre Besitzungen wieder in Besitz nehmen. 18 Und das Haus Jakob wird ein Feuer sein und das Haus Joseph eine Flamme, und das Haus Esau wird zu Stoppeln werden; und sie werden unter ihnen brennen und sie verzehren. Und das Haus Esau wird keinen Übriggebliebenen haben, denn der HERR hat geredet. 19 Und die vom Süden werden das Gebirge Esaus, und die von der Niederung die Philister in Besitz nehmen; und sie werden das Gebiet Ephraims und das Gebiet Samarias in Besitz nehmen, und Benjamin wird Gilead in Besitz nehmen; 20 und die Weggeführten dieses Heeres der Kinder Israel werden in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört bis nach Zarpat hin; und die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad sind, die Städte des Südens.

Obadja endet nicht mit der Gerichtsankündigung über die Völker. Die Finsternis klart auf und Licht bricht sich Bahn. An dem Gericht, das die Völker trifft, wird das Haus Jakobs kein Teil haben. Im Gegenteil, auf dem Berg Zion wird Entkommen möglich sein. Israel wird das Land wieder in Besitz nehmen. Es wird Heil für das ganze Haus Jakobs geben. Nicht nur für Juda, sondern auch für Joseph. Ja, auch für Joseph wird Heil aufkommen, wozu Obadja den Namen Joseph explizit erwähnt. Die Israeliten werden als eine Feuerflamme fungieren, und Esau wird sein wie Stoppeln, die durch die Flamme in Brand gesetzt werden. Das Gericht über Edom wird in erster Linie durch die Völker vollzogen (Obad 1 „Gesicht Obadjas.So spricht der Herr, HERR, über Edom: Eine Kunde haben wir von dem HERRN gehört, und ein Bote ist unter die Nationen gesandt worden: „Macht euch auf und lasst uns gegen es aufstehen zum Kampf!“), danach wird das endgültige Gericht durch Israel an Esau ausgeführt werden.

Das südliche Land Israels wird dann das Gebirge Esaus umfassen bzw. die Einwohner des südlichen Landes werden Edom erobern. Die Ebene am Mittelmeer wird das Land der Philister umfassen (der heutige Gazastreifen) bzw. die Einwohner desselben werden das Land der Philister in Besitz nehmen. Im Norden wird Samaria wieder in die Hände des Volkes Israel fallen, und der Stamm Benjamin wird Gilead bevölkern.

Das Land Kanaan wird durch die Weggeführten des Heeres Israel (die Zurückgekehrten aus den zehn Stämmen?) unterworfen werden, und die Weggeführten von Jerusalem werden, aus Sepharad kommend, die Städte des Südlandes wieder in Besitz nehmen. Was mit Sepharad gemeint ist, ist nicht sicher. Man denkt dabei an Spanien, weil das durch die Juden so genannt wird. Andere bringen vor, dass es sich um ein Gebiet in Medien handelt, wohin die Juden weggeführt wurden. Es gibt auch Ausleger, die es mit Sepharwaim in Babylonien gleichsetzen. Wie auch immer, es wird eine Wiederbevölkerung des Landes und eine allgemeine Wiederherstellung des Volkes stattfinden.

Erlöser auf dem Berg Zions

Vers 21

Obad 21: Und es werden Retter auf den Berg Zion ziehen, um das Gebirge Esaus zu richten; und das Reich wird dem HERRN gehören.

In den Tagen der Richter sandte Gott Retter oder Richter, die das Volk von der Belagerung des Feindes befreien mussten. Dass das Land durch den Feind ausgeplündert oder beherrscht wurde, hatten die Israeliten ihrem Ungehorsam Gott gegenüber zuzuschreiben. Gott züchtigte sie, indem Er es zuließ, dass die sie umgebenden Völker Israel unterdrückten. Wenn das Volk sich allerdings bekehrte, sandte der Herr Retter. Der größte Retter der Geschichte war David. In der Zukunft wird es auch so sein, dass Retter aufstehen werden. Nicht gerade über einen langen Zeitraum, doch Gott wird Israel Männer geben, die sie im Kampf gegen die Feinde anführen werden, und zwar besonders gegen Esau. Sacharja 12,6-8 (6) An jenem Tag werde ich die Fürsten von Juda einem Feuerbecken unter Holzstücken und einer Feuerfackel unter Garben gleichmachen; und sie werden zur Rechten und zur Linken alle Völker ringsum verzehren. Und fortan wird Jerusalem an seiner Stätte wohnen in Jerusalem. (7) Und der HERR wird die Zelte Judas zuerst retten, damit die Pracht des Hauses David und die Pracht der Bewohner von Jerusalem sich nicht über Juda erhebe. (8) An jenem Tag wird der HERR die Bewohner von Jerusalem beschirmen; und der Strauchelnde unter ihnen wird an jenem Tag wie David sein und das Haus David wie Gott, wie der Engel des HERRN vor ihnen her.“ redet darüber sehr deutlich. Das geschieht jedoch erst, wenn das Volk sich in der Zeit der großen Drangsal zu Gott bekehrt hat. Dann schlägt sich Gott öffentlich auf ihre Seite. Dann wird der große Erlöser, der wahre David, durch sie gesehen werden (Sach 12,10 „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den einzigen Sohn und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“). Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen (Sach 14,3 „Und der HERR wird ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie an dem Tag, da er kämpft, an dem Tag der Schlacht.“). Er wird sein Volk befreien und durch sie das Gericht über die umliegenden Feinde vollziehen.

Das Königtum wird des Herrn sein

Die Prophezeiung endet mit der Erklärung, dass das Königtum des Herrn sein wird. Christus wird dann sein Königreich des Rechts und der Gerechtigkeit aufrichten. Er wird als König der Ehren durch die Tore Jerusalems einziehen und seinem Volk im Kampf den Sieg geben (Ps 2,6-10; 24,7-10; 48,3 (2:6) „Habe ich doch meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!“ (2:7) Vom Beschluss will ich erzählen: Der HERR hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. (2:8) Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und die Enden der Erde zum Besitztum. (2:9) Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen. (2:10) Und nun, ihr Könige, seid verständig, lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde!“ „(24:7) Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe! (24:8) Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der HERR, stark und mächtig! Der HERR, mächtig im Kampf! (24:9) Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe! (24:10) Wer ist er, dieser König der Herrlichkeit? Der HERR der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit! – Sela.“ „(48:3) Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs.“; vgl. Jes 24,23; 32,1 (24:23) Und der Mond wird mit Scham bedeckt und die Sonne beschämt werden; denn der HERR der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit.“ „(32:1) Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen.“). Leider hat man in der Christenheit der sogenannten Ersetzungslehre Raum gegeben. Diese Lehre besagt, dass die Kirche an die Stelle Israels gerückt ist, und zwar in dem Sinn, dass alle Heilsprophezeiungen über die Wiederherstellung Israels und über den Frieden für Jerusalem vergeistlicht auf die Kirche angewandt werden sollen. Das Königtum über Israel wird zu einem Königtum von Christus über seine Kirche vergeistlicht.

Als die Jünger jedoch Jesus Christus fragten, ob Er in dieser Zeit das Königreich für Israel wiederherstellen würde (Apg 1,6 „Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?“), sagte Er ihnen nicht, dass sie eine verkehrte Frage gestellt hätten. Er sagte nicht, dass das Königreich in Wirklichkeit geistlich aufgefasst werden müsste und im Prinzip schon gekommen wäre. Genauso wenig wies Er ihre Frage ab, als wenn sie nichts zur Sache täte. Nein, Er geht positiv darauf ein und sagt lediglich, dass das Wissen um die Zeit der Wiederherstellung des Königreichs uns nicht zusteht. Dieses Königreich kommt. Dann wird es wirklichen Frieden auf der Erde geben, so wie die Engel das angekündigt hatten (Lk 2,14 „Herrlichkeit Gott in der Höhe und Friede auf der Erde, an den Menschen ein Wohlgefallen!“). Dann wird Satan gebunden sein, und Christus wird mit allen, die an der ersten Auferstehung teilhatten, in einer tausendjährigen Regentschaft von Frieden und Gerechtigkeit regieren (Off 20,1-6).

Herrlichkeit für das Volk Israel wird es dann geben und Herrlichkeit für uns, die zur Versammlung gehören. Über allem wird es Herrlichkeit für Ihn geben, der sich so tief erniedrigt hat auf das Kreuz, um seinen Vater zu verherrlichen und Sünder zu retten. Herrlichkeit für Jesus Christus, unseren Herrn!


Übersetzt aus Bode des Heils, Jg. 137
Quelle: www.bibelstudium.de

 


Note from the editors:

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